Farb- und Formensprache - Das Geheimnis hinter dem typischen Efteling-Look

  • Wer schon einmal den wunderschönen Park in Kaatsheuvel besucht hat, der wird sehr schnell festgestellt haben, dass alles innerhalb des Parks einen ganz eigenen unverkennbaren Efteling-Look hat.


    Ideengeber und damit Vater dieses einmaligen Looks war Anton Pieck, der erste Chef-Gestalter des Parks. Er verwendete ein sehr genaues Farbkonzept, beruhend auf den inzwischen nach ihm benannten Farben Pieck-blau (auch Pieck-grün genannt, da der Farbton irgendwo fast undefinierbar zwischen blau und grün liegt), Pieck-rot (ein eher mattes, kräftiges dunkelrot) und Pieck-gelb (ein Farbton sehr nah an beige). Diese drei Farben ziehen sich durch den gesamten Park und bilden gemeinsam verwendet mit vielen anderen Farben das typische Farbspektrum von Efteling.



    Baron1898 zum Beispiel hat Schienen und Stützen ausschließlich in Pieck-blau, das Gebäude mit seinen roten und gelben Steinen und Verzierungen nimmt auch die beiden anderen Farben aus Anton Piecks Farbenlehre wieder auf. Diese drei Farben sind an beinahe jeder Attraktion zu finden. Piecks Nachfolger haben diese Farbskala im Laufe der Zeit noch erweitert, sind aber dem Stil der ursprünglichen Farben treu geblieben. Alle Farben weisen einen eher matten und gealterten Look auf. Selbst frisch gestrichen wirken renovierte Gebäude und Attraktionen niemals "neu", sondern als seien sie schon immer da gewesen.


    Ein weiteres wichtiges Merkmal des Efteling-Looks sind die vielen kleinen Details und verspielten Schnörkel. Gerade durch ihren teilweise schon massiven Einsatz machen sie einen großen Teil der Efteling-Magie aus. Zum Beispiel das Flechtwerk an den Mauern der Fata Morgana:



    Übrigens auch hier kombiniert mit dem Sandstein und einem kräftigen türkis die typischen Pieck-Farben. Formen, Symbole, Friese, teilweise mit sich wiederholenden Motiven bilden einen ganzen Muster-Teppich auf der Fassade. Und wenn man sich mit offenen Augen durch den Park bewegt, fallen einem die Farben immer wieder auf. So auch an den Lokomotiven des Stoomtrein, deren Kessel und Fahrerhaus Pieck-grün und deren Räder und Unterbau Pieck-rot gestrichen sind.


    Selbst die Pagode hält sich mit leichten Abweichungen an diese Farben


    Auch Märchenwald und Gastronomie sind voller Beispiele für diese Farbkombinationen. Die Schilder und Wegweiser verfügen über das gleiche Farbschema und sogar das Efteling-Logo ist meist in Pieck-rot zu finden, Zusätze wie Hotel, Winter oder Bosrijk erhalten dann Töne aus dem Pieck-gelben Spektrum.


    Zudem sind es auch wiederkehrende, vom Besucher nicht immer bewusst wahrgenommene Details, die dennoch Einfluss auf das Gesamterlebnis der Umgebung haben. Hier zu nennen wären zum Beispiel die vielen sehr individuellen Wetterfahnen, die in allen Themenbereichen an den Gebäuden zu finden sind. So zum Beispiel auf der Station von Baron 1898, an einem Giebel hinter dem Halve Maen, mehrere in den Fassaden der Show Ravelijn oder an den Häusern und Schlössern im Märchenwald usw.


    Außerdem finden sich in den Gebäuden immer wieder typisch niederländische Bauelemente wieder, wie unter anderem Stufengiebel und Reedgedeckte Häuser. Bestes Beipiel dafür ist der Anton-Pieck-Plein oder aber in seiner moderneren Form das Haus der Fünf Sinne (Eingang). Es findet sich aber auch im Märchenwald oder im Land der Laafen wieder.


    Und somit ist es ganz egal, in welchem Bereich des Parks man sich befindet: ein Blick reicht aus um zu wissen, man ist in Efteling.

  • Oje, da sehe ich aber, dass ich doch noch ein bisschen tiefer in das Thema eintauchen muss und sogar einige der Aussagen da oben zu korrigieren habe. Inzwischen bin ich aber auch tatsächlich viel wissensreicher, habe mich gerade mit dem Thema, was denn "Efteling" eigentlich ausmacht, den Einflüssen der verschiedenen Designer und auch der Geschichte des Parks intensiv beschäftigt.


    Einige tausend Seiten lassen sich dazu recht schnell zusammenstellen, die Aspekte wie Zeitgeist, Architektur, Kunst, Design, Gestaltung und Farblehre mit einbeziehen und in denen man sich (zumindest ging es mir in den letzten Jahren so) geradezu verlieren kann. Das Thema steckt voller Überraschungen und immer wenn man denkt, man habe es jetzt grundlegend begriffen, tauchen wieder neue Aspekte auf.


    Da ist zum Beispiel die Herkunft verschiedener Attraktionen, oder die Vorgeschichte zu den Lokomotiven des Stoomtrein. und nicht zuletzt geht es auch um die beiden großen Schöpfer Eftelings: Anton Pieck und Ton van de Ven. Auch ihre Lebensgeschichten spielen da eine Rolle und sind in das mit eingeflossen, was wir heute als Efteling kennen.


    Falls tatsächlich Interersse besteht, könnte ich hier in kleinen, gut verdaulichen Häppchen ein paar der Grundlegenden Merkmale darlegen und erklären, woher sie kommen, was sie bedeuten und wie sie den Stil Eftelings prägen. Gerade in einer Zeit, in der es scheint, als sei Efteling sein so treffsicherer Hausstil abhanden gekommen zu sein, ist es vielleicht ganz interessant zu verstehen, warum Max und Moritz oder Nest den Efteling-Fans eher sauer aufstoßen.

  • Ein paar grundlegende Merkmale dürften jeden auffallen.

    - Dezente Farbgebung

    - vieles ist so gebaut, als würde es schon seit Jahrhunderten dort stehen

    - nur wenig gerade Mauern

    - immer freundliche und gut gelaunte Mitarbeiter


    Der Park weist einfach einen Charme aus, den man sonst nirgends findest. Selbst wenn der Park voll ist, ist es trotzdem noch gemütlich. Das macht für mich Efteling aus. Dazu ein Storytelling in jedem Detail und sehr viele versteckte Dinge, die man immer wieder entdeckt, obwohl mal schon einige Male dort war.

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde es auch sehr interessieren :)!

    Mit freundlichen Grüßen aus der Welt der Freizeitparks,

    Best regards from the world of amusement parks,


    Phantasiafreak92


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    • Offizieller Beitrag

    Über Deinen Beitrag würde auch ich mich als alter Öcher freuen.

  • Ein paar grundlegende Merkmale dürften jeden auffallen.

    - Dezente Farbgebung

    - vieles ist so gebaut, als würde es schon seit Jahrhunderten dort stehen

    - nur wenig gerade Mauern

    - immer freundliche und gut gelaunte Mitarbeiter

    Ja, ja, da hat zumindest jemand in der Gruppe mal zugehört, wenn ich mich zu dem Thema ausführlicher ausgelassen habe. Und dann hier ganz unschuldig das Insiderwissen auspacken... :waiting:



    Über Deinen Beitrag würde auch ich mich als alter Öcher freuen.

    Bin nur beruflich bedingt zugezogen. Hab mich aber noch immer nicht an die Öcher gewöhnt :ninja3:




    Aber zurück zum Thema. Und da muss man unausweichlich natürlich bei Anton Pieck anfangen. Denn sein Zeichstil ist die Grundlage für den Märchenald, mit dem alles begann in Kaatsheuvel. Anton Franciscus Pieck wird gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder im Jahr 1895 geboren (wer ein bisschen aufgepasst hat, weiß jetzt auch, warum das Stoomcaroussel ihm so sehr am Herzen gelegen hat). Die Mutter merkt schnell, dass die beiden künstlerisch interessiert und begabt sind und fördert ihre Talente. Beide erhalten Zeichenstunden.


    Anton Pieck ist 11 Jahre als, als er mit einem Aquarell seinen ersten Preis bei einer Ausstellung gewinnt. Schon früh wird dabei auch klar, was für ein Perfektionist er in seiner Arbeit ist. Eines Tages findet ihn seine Mutter weinend vor seinem Zeichenblock, als sie fragt, was los sei, antwortet er schluchzend, dass er den Regen nicht zeichnen kann. Sein Hang zum Perfektionismus wird ihm den Spitznamen "Der milde Diktator" einbringen. Bei seinen Kollegen bei Efteling war er berüchtigt dafür, pedantisch auf die exakte Umsetzung seiner Entwürfe zu achten.


    Er interessiert sich früh auch für Drucktechniken, was in seinem Leben noch eine große Rolle spielen wird. Während des zweiten Weltkrieges nutzt er sein Können, um Ausweise, Fahrzeugpapiere und Visa zu fälschen und Juden zu verstecken oder ins sichere Ausland zu schmuggeln. Auch um das alles finanzieren zu können, bringt er jedes Jahr einen Kalender mit eigenen Motiven und zeichnet 1942 die Illustrationen zu einer Ausgabe von Grimm's Hausmärchen.


    Und genau diese Illustrationen fallen Peter Reijnders auf und als er Pläne macht, einen Märchenwald errichten zu wollen, ist ihm klar, dass er Anton Pieck als den Gestalter der Märchenszenen haben will. Er lässt sich tatsächlich lange bitten, bevor er zusagt. Allerdings stellt er einige Bedingungen, bevor er sich an die Arbeit macht: es wird nur mit echten Materialien gearbeitet, damit die Bauten haltbar und dauerhaft sind und seine Entwürfe müssen exakt umgesetzt werden.


    Genau damit sind die ersten Grundlagen geschaffen. Seine Entwürfe in seinen Farben umgestzt mit hochwertigen Materialien und ausgelegt auf eine Dauerhaftigkeit, die man mit Pappmaché nicht erreichen kann. Im nächsten Teil dann mehr zu den Entwürfen und den Farben.

  • Ja, ja, da hat zumindest jemand in der Gruppe mal zugehört, wenn ich mich zu dem Thema ausführlicher ausgelassen habe. Und dann hier ganz unschuldig das Insiderwissen auspacken... :waiting:

    Also ein paar Dinge sind mir auch so aufgefallen :P


    Sind die Zeichnungen von Grimm's Hausmärchen jene, die dann im Park umgesetzt wurden oder sind das wieder ganz andere Zeichnung, die man jetzt nicht mehr kennt?


    Dass er im zweiten Weltkrieg Juden half war mir bisher unbekannt. Das macht ihn nochmal umso sympatischer und er hat noch mehr Respekt verdient, als alleine durch die Arbeit für Efteling.


    Wäre schön, wenn von ihm auch eine kleine Ausstellung in Efteling zu finden wäre. Es gibt zwar ein paar Zeichnungen im Efteling-Musem, aber inzwischen leider nicht mehr viele