Nostalgie: Luna-Park Hamburg Altona 1913-1925

  • Wusstet Ihr, dass es bereits um 1920 einen Freizeitpark im hohen Norden gab?
    Die Straße mit Parknamen existiert noch heute, an der Stelle des Parks findet man jedoch nur Sportanlagen und Wohnhäuser.





    Alles begann im Jahr 1903, da schossen Freizeitparks unter dem Namen ‚Luna-Park‘ in den USA förmlich aus dem Boden.
    Neben Coney Island bei New York, folgten noch Parks in Pittsburgh und Cleveland und weiter auf alle Kontinente.




    Im Jahr 1912 beginnt der Bau des Parks in Altona. Per Zeitungsannonce werden Pächter für die Geschäfte und Buden gesucht.

    Die Eröffnung ist für den 1. Mai 1913 geplant, tatsächlich eröffnet der Park dann am 28. August desselben Jahres.
    Mit dem öffentlichen Verkehr ist der Park sehr gut angebunden, so kann der geneigte Besucher aus
    3 naheliegenden Bahnhöfen und einem Fußweg zwischen 3 und 10 Minuten wählen.


    Über die Eintrittspreise kann man heute nur staunen, so kostet ein Ticket an der Kasse lediglich 1 Mark.



    Zu den Attraktionen bei Parkeröffnung zählten z.B.:

    • Scenic Railway – eine rasante Achterbahnfahrt durch Berge und Täler
    • Wellenschwimmbad
    • Schweizer Rollen- und Wellenbahn
    • Fliegerkarussel
    • und mehr



    Für das leibliche Wohl sorgten Imbissbuden, sowie Verkaufsstände für Obst, Milch und Käse.
    Auch das Cafe am Teich sowie das Hamburger Bierrestaurant luden zum verweilen ein.


    Kaum ein Jahr später muss der Park aufgrund des Kriegsbeginns seine Pforten wieder schließen.
    Die Menschen haben jetzt andere Sorgen.
    Im Jahr 1921 wirkt das Gelände verwaist, bis auf das Eingangsportal und einige feste Gebäude ist der Park leer.



    Unter der Leitung des ‚Schaustellerkönigs‘ Hugo Haase öffnet der Park schließlich an Pfingsten 1923 erneut seine Pforten
    Die jährliche Miete beträgt 5 Millionen Mark.
    Es werden u.a. Fahrgeschäfte des ehemaligen Parks in Hamburg-Stellingen weiter genutzt.
    Bereits im Jahr 1925 muss Haase sein ambitioniertes Projekt wieder einstampfen. Zu schlecht ist die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung.
    Um einen bankrott seines Geschäfts zu vermeiden, lässt er den Park in Trümmer legen.




    Luftbild aus dem Jahr 1927, inmitten der leeren Fläche, das neu errichtete Arbeitsamt


    In den folgenden Jahren steht der Bereich des Parks unter stetem Wandel.
    So baut man ab 1926 das Arbeitsamt in der Kieler Straße.
    Nach und nach verändert sich so das Aussehen des ehemaligen Park-Geländes.
    Neben Sport- und Spielplätzen entstehen so auch Wohnhäuser auf dem Areal.


    Anders als beim Spreepark bei Berlin, blieb vom Luna-Park nicht mehr als ein Straßenname.
    Ich finde dies sehr traurig und freue mich daher umso mehr, diese ‚Perle‘ gefunden zu haben.


    Und so sieht es heute aus:


    Wer noch weiter in die Geschichte des Parks eintauchen möchte, kann dies unter Luna Park Altona tun.
    Dort findet ihr in der Rubrik 'Attraktion' auch eine Interpretation der Parkhymne nebst Noten.

    Auch einen virtuellen Rundgang sowie ein PC-Modell könnt Ihr dort erkunden.


    Kanntet Ihr die Geschichte um den Luna-Park bereits?
    Möchtet Ihr, wenn möglich, noch weitere Ausflüge in vergessen oder verlassene Parks unternehmen?
    Dann lasst es uns gern wissen.


    Wir hoffen Ihr hattet mit diesem kleinen Ausflug in die Vergangenheit beim Lesen ebenso viel Spaß, wie wir beim Schreiben.




    Bildquellen:
    Bild 1 Hamburg Fotos
    Bild 2+3 Luna Park Altona
    Bild 4+5 Stadtteilgeschichten.net

    • Offizieller Beitrag

    Echt interessant. Vielen Dank für die Infos.
    Schade dass dort nichts mehr ist, wenn man überlegt dass das sicherlich große Besuchermagnete auch Heute noch wären.


    Wenn wir mal auch generell gucken wie alt die Freizeitparks in Deutschland sind, wäre dies sicherlich einer der ältesten gewesen :(.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Welt der Freizeitparks,

    Best regards from the world of amusement parks,


    Phantasiafreak92


    |Manager FPC | Guest Relation | APP Pictures|


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  • Bei meiner Recherche bin ich noch über die Luna-Parks in Berlin und Leipzig gestolpert.
    Wenn Interesse besteht, können wir hierzu auch gern mal recherchieren.

  • Wir haben in Deutschland einige solcher verchwundenen Parks, das Kölner Tivoli zum Beispiel oder auch den Safaripark Tüddern. Von beidem sind heute nur noch ein paar geteerte Flächen in der Landschaft übrig, von einigen Attraktionen weiß man allerdings noch, wohin sie gezogen sind. So stehen vom Kölner Tivoli noch Fahrgechäft (das Apollo zum Beispiel) in Slaagharen und auch ein Pavillion aus Köln hat noch einige Jahre überlebt, als Café Oriental im Phantasialand...

    • Offizieller Beitrag

    Sehr schöner Bericht, danke für diene Recherche :)

  • Bin durch Zufall auf diesen Thread gestoßen und find es schade, dass der in Vergessenheit geriet.

    Deswegen mach ich hier mal mit dem Berliner Lunapark weiter.


    Der Lunapark Berlin am Halensee erlebte seine Glanzzeit von 1909-1933 im heutigen Ortsteil Halensee und war damals der größte Vergnügungspark Europas.


    Schon in den 1890er Jahren stand auf dem Platz neben dem Freibad Halensee ein Wirtshaus mit Karussell, Würfel- und Spielbuden, sowie eine Wasserrutschenbahn. 1904 wurde das Areal in "Terrassen am Halensee" umbenannt und 1909 schließlich in "Lunapark". Beeindruckend war das Gebäude zum Lunapark, das ein großes Märchenschloss mit Türmen und einer großen Freitreppe war.


    Bereits wenige Tage nach Eröffnung gab es auch schon Ärger mit den Anwohnern. Denn die 50.000 - 60.000 Besucher täglich verursachten Lärm und mit den damaligen Automobilen und auch jede Menge schlechte Luft.

    Die Polizei griff daraufhin ein und ließ vom Betreiber Lärmschutzwände errichten und stellte ein Schreiverbot auf den Attraktionen aus. Jedoch musste die Polizei bald einsehen, dass ein solches Verbot nicht durchgesetzt werden konnte. Denn die Besucher ließen unbewusst ihren Emotionen freien Lauf.


    An Attraktionen bot der Park alles, was damals auf dem Markt war. Eine Wasserrutschenbahn in den See, eine Wackel-Treppe namens Shimmy-Treppe, bei der die Röcke der Damen am Ende hochgeblasen wurden, eine Gebirgsbahn und ein Hippdrom in dem Artisten mit und ohne Tiere auftraten.

    Der Vorläufer des Mad Houses "Drehbares Haus" und der Autoscooter "Eiserner See" sorgten damals schon für Begeisterung.

    Besondere Events wie Völkerschauen, Boxkämpfe, Theater, Kabarett, Tanzturniere, Hundeschauen, die erste Rolltreppe, sowie jeden Abend ein großes Feuerwerk lockten zu erneuten Besuchen des Vergnügungsparks.


    Das Wellenbad gehörte ebenfalls zu den Highlights des Lunaparks und wurde von den Berlinern "Nuttenaquarium" genannt wurde, da sich die Damen in der neuesten Bademode am Beckenrand präsentierten.


    Auch für das leibliche Wohl wurde mehr und mehr gesorgt. So gab es zu Glanzzeiten 16.000 Sitzplätze in den Restaurants. Wer es gemütlich mochte, kehrte im Bayern-Dorf ein, wo das Bier in Strömen floss. Für gehobene Ansprüche gab es das Luna-Palais.

    Während des ersten Weltkrieges und der Inflationszeit (1914-1929) gingen die Besucherzahlen stark zurück und der Park geriet zunehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Am 9. Mai 1929 wurde der komplett renovierte Park neu eröffnet, konnte aber die damaligen Besucherzahlen nicht mehr erreichen.

    Im Oktober 1934 war das Ende des Lunaparks besiegelt und bereits im Jahr darauf wurde die ganze Anlage abgerissen.

    Den Nazis kam das ganze nur recht, denn denen war so ein Vergnügunsviertel ein Dorn im Auge. Der Platz wurde zudem für den Bau der Helenseestraße benötigt, die zu den Olympischen Sommerspielen 1936 eröffnet wurde und eine schnelle Verbindung zwischen dem Olympiastadion, der Deutschlandhalle, dem Messegelände am Funkturm und den südlich gelegenen Wettkampfstätten herstellte.


    Einige Schausteller mieteten zum Ende des Lunaparks ein neues Areal in Berlin an, der Schönholzer Heide, das zum Traumland wurde. Doch auch dies hielt nur bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges und die Nazis übernahmen das Traumland und funktionierten es zum Arbeitslager um, das die Arbeiter "Luna-Lager" nannten.


    Quellen:

    https://www.tagesspiegel.de/ge…ublich-voll/11593380.html

    https://de.wikipedia.org/wiki/Lunapark_(Berlin)

    https://www.kudamm-halensee.de/geschichte-von-halensee.php

    https://www.facebook.com/photo…4230&type=3&theater&ifg=1