Der Holiday Park nimmt Abschied von einer Attraktion, an der über 40 Jahre lang die kleinsten Besucher ihre Freude hatten: Das antike Pferdekarussell vor dem „Pfälzer Dorf“ ist verkauft worden und wird in der nächsten Saison einem Nachfolger Platz machen.

1879 ist das historische Karussell in Deutschland gebaut und in die Schweiz verkauft worden, wo es mit einem Schausteller viele Jahre lang über zahlreiche Jahrmärkte gezogen ist. 1981 erstand der damalige Parkchef Wolfgang Schneider das originelle Fahrgeschäft in der Schweiz und präsentierte es zur Saisoneröffnung an seinem neuen festen Standort beim „Pfälzer Dorf“.

Wie lange das schon her ist, lässt sich am damaligen RHEINPFALZ-Bericht ablesen: 1981 waren der Bau der Linksabbiegerspur vor dem Parkplatz und die Fertigstellung der Kläranlage des Parks größte baulichen Neuerungen. Im Holiday Park selbst setzten die Flipper-Show und die Magic-Show im Varietétheater „neue Akzente“, und auch die Geisterbahn hatte „endlich ihren festen Standort gefunden“.

Erinnerung an „gute alte Zeit“

Vor den Fachwerkhäusern und in der Nähe der damaligen Burg Falkenstein, die derzeit zum Domizil für die Schlümpfe umgebaut wird, setzte das Karussell seither einen nostalgischen Akzent. Mit seinen bunten Holzpferden, Samtvorhängen und Stickereien rief es Erinnerungen an die sogenannte „gute alte Zeit“ wach. Schneider hatte es aus Anlass des damals zehnjährigen Bestehens des Holiday Parks erworben.

Bei der Enthüllung der neuen Attraktion für die kleinsten Parkbesucher im März 1981 war auch der vorherige Besitzer zugegen und verlas – ganz im Stil der Entstehungszeit des Fahrgeschäfts im Frack und mit Zylinder – die zugehörige „Karussellgebrauchsverordnung“ aus dem Jahre 1884. Und um die Zeitreise noch authentischer zu gestalten, saßen bei der ersten Fahrt Schauspieler des Nationaltheaters Mannheim in rauschenden Roben und edlem Zwirn der Mode aus der Zeit der Jahrhundertwende auf den hölzernen Rössern und in den bunten Gondeln.

„Beim Anblick dieses reich verzierten, aus der Schweiz stammenden Karussells und beim Klang der alten Drehorgel mit beliebten nostalgischen Melodien werden nicht nur die kleinen Parkbesucher, sondern ganz gewiss auch die älteren ihre Freude haben“, schrieb damals die RHEINPFALZ. Und weiter: „Für die Kenner ist es eine Rarität. Außerdem bietet dieses hübsche hundert Jahre alte Karussell einen eigenwilligen Kontrast zu dem hypermodernen ,Superwirbel’. Aber gerade das Gegensätzliche zeichnet den Holiday Park aus.“

Der „Superwirbel“, auf dem der US-Amerikaner Richard Rodriguez 1982 einen Weltrekord im Dauer-Achterbahnfahren aufstellte, ist schon seit 2013 Geschichte. Nun verschwindet auch das 145 Jahre alte Pferdekarussell, an dem Generationen von Kindern beim Parkbesuch ihren Spaß hatten.

Nicht mehr auf technisch neuestem Stand

Bernd Beitz, Direktor Deutschland der Plopsa-Gruppe, bestätigt auf Anfrage der RHEINPFALZ, dass es an einen Interessenten verkauft worden sei, der sich mit historischen Fahrattraktionen beschäftige. Zuvor war das Pferdekarussell auf einer Schausteller-Plattform im Internet angeboten worden. Beitz begründet den Verkauf damit, dass das Fahrgeschäft technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand gewesen sei und aufwendige Arbeiten notwendig gewesen wären, um den Auflagen des TÜV noch gerecht werden zu können. In der nächsten Saison soll an derselben Stelle eine neue, von der Optik an den historischen Vorgänger erinnernde Attraktion für kleine Kinder ihre Runden drehen. „Uns ist es lieber, wenn dort ein Karussell steht, das den neuesten Sicherheitsanforderungen entspricht“, sagt Beitz.