Mal ein Bericht, der nicht aus einem Freizeitpark stammt, sondern von einem außergewöhnlichen Event, von dem sicher der ein oder andere etwas mitbekommen hat.

Zum Pokémon Go Fest selbst: Es gibt 2019 weltweit nur 3 solcher Events. Chicago, Yokohama und Dortmund und dauert jeweils 4 Tage.
Da es eben nur 3 gibt, können wir Deutschen uns glücklich schätzen, dass Deutschland bereits zum 3. Mal ausgewählt wurde. 2017 in Oberhausen beim Centro (wo ich den geschlossenen Freizeitpark noch zu Gesicht bekam) und 2018 dann schon in Dortmund im Westfalenpark.

Um ein Ticket zu ergattern, musste man sich für eine Verlosung registrieren. Manu hatte Glück und wurde recht früh gezogen und durfte bis zu 4 Accounts anmelden. Dadurch konnten wir noch Early-Entree-Tickets für Samstag kaufen. Die Tickets kosteten ca. 30€ pro Person und man konnte von 8-18 Uhr spielen. Die Tickets ab 10 Uhr waren etwas billiger.
Ich selber wurde einige Tage später gezogen, brauchte aber keine Tickets mehr. Bei mir war der Samstag bereits ausverkauft. Auch Freunde von uns konnten nur noch Ticktes für Sonntag erwerben.
Eine genaue Anzahl der Tickets ist nicht bekannt, es kursiert jedoch eine Zahl von 25.000 pro Tag.

Dieses Jahr kosteten die Tickets erstmalig Geld, da das Event jedes Jahr mehr Besucher anzog und die Server dem nicht mehr Stand hielten. So kamen Freunde von uns letztes Jahr 8h lang nicht ins Spiel, was bei sehr vielen angereisten Trainern so war. Um dies zu vermeiden, hatte man diesmal die Teilnehmer begrenzt, was eine gute Entscheidung war.

Ohne Ticket, konnte man diesmal gar nicht in den Park und auch von außen erschienen keine Pokémon, weswegen es keinen Sinn machte, sich ohne Ticket dort aufzuhalten.
Lediglich Kinder bis 10 Jahren durften ihre Eltern auch ohne Ticket begleiten.

Wir kamen nach langer Parkplatzsuche um ca. 8:20 Uhr bei unserem Eingang zum Park an und fanden eine lange Schlange vor. Bereits außerhalb des Parks war das Ticket schon aktiviert und man bekam die ersten Monster zum Fangen und auch die ersten zu erfüllenden Aufgaben wurden angezeigt. Eine war "Schließe 3 neue Freundschaften".
Dafür muss man den QR-Code des Gegenüber einscannen und schon ist man im Spiel befreundet und kann sich Items in Form von Geschenken schicken.
Da es noch etwas dauerte, bis wir an der Einlasskontrolle ankamen, schlossen wir mit den Leuten um uns Freundschaft. Die zwei Spieler hinter uns sind für das Event extra aus China angereist!

Nachdem wir dann doch recht zügig im Park waren, ging die Jagd auch schon richtig los.
Den Park hatte ich übrigens in seiner Größe völlig unterschätzt. Es gab einen Rundweg am Rand des Parks, der 5km lang ist um seine 5km Eier auszubrüten. Innen gab es einen 2km Rundgang um die 2km Eier zu brüten.
Überall tummelten sich Trainer und obwohl man immer wieder auf sein Handy starrt, gab es keinerlei Kollisionen mit anderen Trainern oder Hindernissen

Im Park waren verschiedene Habitate aufgebaut, bei denen bestimmte Pokémon-Typen erschienen. Wie etwa eine kleine Meeresbucht, ein Metallgelände, Felsenlandschaft oder der Mystische Wald.
Im Spiel muss man sich für eines von 3 Teams entscheiden, Blau (Weisheit), Rot (Wagemut) oder Gelb (Intuition). Dementsprechend hatte jedes Team seine eigene Team Lounge um sich dort hinzusetzen und mal verschnaufen zu können. Auch gab es dort Verlosungen und Veranstaltungen, die wir aber nur am Rande mitbekamen. Pokémon jagen war wichtiger
In den Durchsagen wurden die Besucher übrigens nicht mit "Besucher" angeredet, sondern immer mit "Trainer", was ich passend und schön finde.

Falls der Handyakku oder die Powerbank leer sein sollten, gab es im Park verteilt Ladestationen, um sich mit Strom zu versorgen.

Der Ort, an dem wir uns am häufigsten aufhielten war die Tauschstation. Hier gab es Schilder, auf die man die gesuchten und angeboteten Pokémon aufschreiben konnte. Zur Info für Nicht-Spieler: Es gibt sogenannte Regionale Pokémon, die nur in bestimmten Teilen der Erde auftauchen. So hatten wir z.B. Skaraborn aus der Dom Rep, auf die es einige Trainer abgesehen hätten.
Gleich nachdem ich meine 2 fehlenden Monster aufgeschrieben hatte, sprach mich eine Engländerin an, dass sie eines für mich hätte. Als Gegenleistung wollte sie nicht einmal etwas Besonderes
Mein fehlendes Pokémon Pachirisu aus Kananda bekam ich leider nicht. Das suchte so gut wie jeder vor Ort und einige hatten das Glück auf Amerikaner zu treffen, die welche zum Tausch mit dabei hatten.
Das Schild trug ich den Tag über stylisch in die Frisur eingebunden und wurde dafür ein paar Mal angesprochen, weil sie die Idee so geil fanden

Kämpfe gegen andere Trainer konnte man vor Ort ebenfalls austragen. Allerdings nerven Manu und mich die Kämpfe eher und wir machten diese nur, wenn wir dies im Spiel als Aufgabe hatten.

Niantic hatte ebenfalls eine Station im Park, die u.A. eine große Wand mit der Weltkarte aufstellten. Dort sollte man einen Punkt ankleben, von wo man herkommt.
Jetzt war es nicht mehr verwunderlich, dass die Hauptsprache im Park nicht deutsch, sondern englisch war. Wir selber sprachen andere Trainer auch immer erst auf englisch an, da man die Nationalität nicht immer sofort erkannte.

Natürlich durften auch Stände mit Pokémon Merchandise nicht fehlen. Allerdings war an Tag 3 kaum mehr etwas verfügbar. Da hatten die Veranstalter aus dem Vorjahr leider nicht dazu gelernt.

Faul an einem Fleck sitzen bleiben war nicht möglich, wenn man ein spezielles Pokémon fangen wollte, das es bislang nur auf dem Event gibt: Jirachi.
Für das Legendäre Pokémon muss man verschiedene Aufgaben erfüllen, wie eben etwa Freundschaften schließen oder aber auch bestimmte Pokémon auf den verschiedenen Habitaten fotografieren. So war man immer unterwegs. Wir gingen an dem Tag über 20km, mehr als jemals zuvor in einem Freizeitpark. Dazu waren wir ständig auf den Beinen und saßen nur sehr selten. Die schmerzenden Füße am Abend könnt ihr euch ja vorstellen ;D

Im Park konnten wir sogar eine echte Intamin-Bahn fahren! Die Seilbahn, die über den Park hinweg geht.
Eine bequeme Art und Weise um ein paar Meter zum Eierbrüten zusammen zu bekommen und sich einen Überblick über den Park zu machen. Auf die Idee kamen nicht nur wir und so gab es dort einen großen Andrang. So viel Arbeit haben die Mitarbeiter dort normalerweise nie.
Was zum Lachen und Staunen gab es dort für uns auch noch. Vor uns stand eine ca. 50 Jährige Spielerin, die ja eh schon zu den älteren Spielern gehört. Plötzlich kam von hinten eine noch ältere Frau hoch und die Dame vor uns schrie "Lasst sie bitte durch, das ist meine Mutter!"
WOW! Die Frau ist mind. 70 Jahre und spielt ebenfalls! Da soll mir noch einmal jemand mit "Pokémon ist nur was für Kinder" kommen!
Apropros Kinder. Diese waren sehr wenige vor Ort. Ich würde sagen, dass 90% der Spieler Erwachsene sind. Könnte hier auch an den Ticketpreisen liegen und dass nicht immer die Eltern der Kinder ebenfalls spielen. Aus meinem Spielerkreis zu Hause kann ich aber auch sagen, dass es fast nur Erwachsene spielen.

Um 18 Uhr war das Event leider vorbei und im Spiel selbst erschienen nur noch die normalen Monster. Um 18:30 Uhr gab es noch ein Gruppenfoto, zu dem wir zufällig dazu stießen.
Das Bild mit dem Logo stammt von der offiziellen Facebookseite des Events. Wir stehen da gaaaaaaanz hinten

Es war ein wunderschönes Event, welches nächstes Jahr hoffentlich wieder in Deutschland stattfindet. Da es in Europa nur wenige geeignete Orte wie den Westfalenpark gibt, stehen die Chancen zumindest gut.
In kaum einem anderen Event kommt die ganze Welt so friedlich und harmonisch zusammen. Es gab keinerlei Probleme, bei der die Security eingreifen hätte müssen. Jeder verstand sich, man konnte problemlos fremde Menschen ansprechen und die Stimmung war durchweg heiter und fröhlich.
Am nächsten Tag waren wir noch in der Innenstadt unterwegs und man fand dort fast nur andere Spieler. Einen Einheimischen hörte ich zufällig sagen "Normal ist es hier Sonntags wie ausgestorben". Tja, nicht wenn ca. 1 Mio Pokémon Spieler die Stadt erobern