Farb- und Formensprache - Das Geheimnis hinter dem typischen Efteling-Look

  • Joop Gesink. Der hat Leo de Leeuw erfunden, eine Stop-Motion-Figur mit der Funktion ähnlich von Ute, Schnute, Casimir oder den Mainzelmännchen bei uns im TV. Er hat sich angeboten, einen Darkride zu bauen, der sich bekanntermaßen sehr an It's a small World orientiert und der erst mit Eftelings Erfindung der Vorschulkindersendung Jokie und Jet und dem Einbau beider Figuren auf der Reise um die Welt wirklich in den Park integriert wurde. Er stand bei seiner Eröffnung quasi so weit weg wie möglich von allem, was Pieck oder van de Ven gebaut hat: am Busparkplatz hinter Eingang Noord.

  • Nachdem die liebe Kurenai mich so schön weit vom Thema abgebracht hat, kommen wir mal auf die Designer und den Hausstil zurück. Und um es gleich hinter mich zu bringen, fange ich mal mit dem traurigsten Thema an: Michel den Dulk. Er war nur von 2002 bis 2005 bei Efteling und doch verdanken wir ihm die Pieckerianischsten Entwürfe von allen. Faszniert von Efteling war er schon als Jugendlicher und arbeitete damals bei Mini efteling mit, einer Miniaturausgabe Eftelings in Nieuwkuijk. Dort baute er Attrakttionen nach und nahm einige Zeit sogar den Posten des Allgemeinen Direktors ein.


    Er studierte Reklamegestaltung und versuchte sein Praktikumsjahr in Efteling zu machen, aber wurde dort abgelehnt. Seine Hoffnungen richteten sich auf Alton Towers, die ihn zu einem Gespräch einluden und ihn auch als Praktikanten einstellen wollten. Allerdings übernahm kurz darauf ein anderer Eigner den Park und das Praktikum wurde abgesagt. Allerdings versuchte Alton Towers eine Alternative für ihn zu finden und so landete er doch noch bei Efteling.


    Dabei wurde er im Projekt Pandadroom eingespannt, wo er sich - wen wundert's - nicht so recht wohl fühlte. Pandadroom hat so gar nichts mit dem zu tun, was Efteling ausmacht und das gilt meiner Meinung nach auch für seinen Nachfolger Fabula. Nach drei Monaten wurde er vom Projekt wieder abgezogen, da seine Vorstellungen nicht mit denen des Teams um Marieke van Doorn in Einklang zu bringen waren. (Wie Recht er doch hatte!) Einzig der Elefnatenbrunnen aus seinem Entwurf hat es in die Warteschlange geschafft.


    Stattdessen wurde er mit kleineren Projekten beauftragt, unter anderem mit dem Entwurf eines Daches für Monsieur Cannibale. Ton van de Ven schien dabei gemerkt zu haben, dass den Dulk sehr wohl ein guter Designer war und ließ ihn einen Plan für die Umgestaltung des Anton Pieckplein zeichnen, den er so gut gelungen fand, dass den Dulk seinen Entwurf umsetzen sollte. Er hatte die Verlegung einiger der Karussells geplant und natürlich die Häuserreihe, in der sich die Gastronomie befindet. Auch der Pin-Automat mit dem Schmied sind sein Entwurf. Nichts in Efteling sieht so nach Anton Pieck aus, wie der nach ihm benannte Platz und das, obwohl den Michel den Dulk entworfen hat.


    Sein nächstes Projekt wurde dann das Mädchen mit den Schwefelhölzchen, für mich das schönste, wenn auch traurigste Märchen im ganzen Park. Auch dieses Märchen, als Stadtwallkulisse an die Rückwand der Halle der Indischen Waterlelies gebaut, strahlt eine überaus Pieck'sche Atmosphäre aus. Drinnen wie draußen wirkt es einer Skizze Anton Piecks entsprungen. Leider war er danach nur noch mit einem größeren Projekt für den Park tätig, einem Entwürf für einen Dive-Coaster, den man jedoch für den Bau von De vliegende Hollander zurückstellte. Vielleicht war das aber die Inspiration für Baron1898, der 11 Jahre später doch noch gebaut werden sollte.


    Aber auch die kleineren Projekte, wie die Umgestaltung des Bereichs um die Pagode, den Bau des Heksenpads hinter dem Spookslot oder der Ubau der Dubbele Laan zwischen Carrouselpaleis und Panorama Restaurant sind bis heute prägende Elemente von Eftelings Landschaftsbild. Sein Vertrag wurde danach nicht verlängert und er musste sich auf die Suche nach einem neuen Abeitgeber machen, was ihn dann zum Europapark führte, wo er unter vielem anderen Blue Fire, das Themengebiet Island und die Snorritouren entwarf.


    Durch die guten Kontakte Lex Lemmens, seines Zeichens Leiter der Technikabteilung Eftelings und guter Freund Ton van de Vens, zu Tony Baxter (Hier scheiden sich jetzt die Noobs von den Nerds, aber das ist (war) der Chef-Imagineer von Disney und ja, der war auch schon öfter Gast in Efteling) wurde Michel den Dulk letztlich bei Disney angestellt. Sein erstes großes Projekt war der Umbau von Maelstrom zum Frozen-Boatride. Aktuell ist er bei der Gestaltung Arendells tätig, von ihm stammen aber auch die Bauten, in denen man die Disney Prinzessinnen im Fantasy Faire in Disneyland treffen kann. Das war sein Einstieg als Disney Imagineer.


    Solch ein Talent gehen zu lassen, war wahrscheinlich ein großer Fehler, nicht zuletzt auch was den Hausstil betrifft... man stelle sich nur vor, was er für Efteling alles hätte schaffen können... :cry::drama:

  • Kommen wir also gleich zum entsprechenden Gegenstück. Einem Designer, der eigentlich sehr viel zum Park beigesteuert hat, dem aber – auch bei objektivster Betrachtung – das nötige Auge und Händchen für den Einsatz des typischen Eftelingstils fehlt. Dabei hat er ihn eigentlich oft genug in eigenen Händen gehabt, denn seine Karriere bei Efteling begann Karel Willemen als Skulpteur mit den Figuren Ton van de Vens für unter anderem Droomvlucht, das Volk van Laaf oder auch den Riesen und Klein Duimpje im Märchenwald.


    Solange er sich an die Vorgaben von Ton van de Ven halten musste, war das mit dem Stil kein Problem. Doch bei all seinen eigenen Entwürfen fehlt aber auch jeder Funke einer Erinnerung an das Vorbild Anton Piecks. Mit den Ferienparks Bosrijk und Loonsches Land befinden sich ein Großteil seiner Entwürfe außerhalb des Parks, wenn auch innerhalb der Welt von Efteling. Generell muss man aber sagen, dass er eher der Mann für schlichte Zweckbauten ist. Als das darf man wohl auch die Station de Oost betrachten, denn bis auf ein paar schnell zu übersehende Details steckt da wenig seiner großem Vorgänger in dem Bau.


    Er hat auch den Wassercoaster De vliegende Hollander entworfen. Und ja, das ist eine gelungene Attraktion. Leider fehlt ihr an vielen Stellen die gewissen Subtilität und unterschwellige Simplizität, die so kennzeichnend für die Entwürfe Piecks und van de Vens waren. Man muss nur einmal auf die Bootgiebel achten. Damit auch ja niemandem entgeht, dass es sich in der Attraktion um Seefahrt, Schiffe und Kapitäne dreht.


    Noch schlimmer finde ich das allerdings bei Assepoester, Aschenputtels Haus im Märchenwald. Lotrechte Wände, ein völlig intakter Dachstuhl, keinerlei Hinweis auf ein altes, historisches Gebäude, es würde auch in einer kleinen Vorstadtsiedlung nicht großartig auffallen. Auch mit der Gestaltung im Umfeld ließ sich daran nicht viel retten. Im Gegenteil, die Verwendung von Kürbissen an Fenstern, Türen und auf dem Tor zum Garten macht es nur schlimmer. Und dann sitzt auf dem Kürbis auf der Säule am Tor auch noch ein Schuh, der gläserne Pantoffel. :waiting: Muss wohl das Märchen von Aschenputtel sein.


    Und im Inneren wird es nur auf den ersten Blick etwas besser, weil die Inneneinrichtung sich an einer Zeichnung Anton Piecks orientiert. Die Figuren des Prinzen und von Aschenputtel selbst allerdings haben so gar nichts magisch Märchenhaftes an sich. Und das kommt auch nicht von ungefähr, denn sie sind eben keine Märchenfiguren, sondern der Sänger Jeroen van der Boom im Prinzenkostüm und das niederländische Model Doutzen Kroes als Aschenputtel.


    Das Ganze dann in der Schlussszene mit so viel Zuckerguss übergossen, dass einem leicht übel wird vor lauter pastellig-royaler Glückseeligkeit. :uuurks: Wenn wenigstens das Schloss des Prinzen ein bisschen mehr so aussähe, wie die Gebäude im Diorama… aber nicht mal dazu hat es gereicht. Für mich ist Assepoester das absolut uninspirierteste aller Märchen im Märchenwald und mir ist bis heute schleierhaft, wie dieser Entwurf es durch den Raad van Bestuur geschafft hat.


    Und wer jetzt denkt, das sei der Höhepunkt an Unfähigkeit, mit den Farben, Formen und Symbolen Piecks und van de Vens zu arbeiten, dem lege ich einen Blick auf den neuen Verkaufswagen für Hollandsche Gebakkraam nahe. Alles daran – Farben, Muster, Ornamente – stammt geradezu aus dem Stilkatalog Eftelings. Und doch ist es an Belanglosigkeit nicht zu überbieten. Man nehme nur das Beste von Anton Pieck und mische es zusammen, mehr wäre nicht nötig gewesen, aber Willemen schafft es selbst dann noch, daraus eine fantasielose optische Scheußlichkeit zu machen.


    Ja, es sind Piecks Farben, es ist sogar eines seiner am häufigsten genutzten Ornamente, aber das ist in horizontal und vertikal gespiegelter Form in diversen Größen einfach überall an den Verkaufswagen gepflastert. Absolut ohne jeden Blick für die Wirkung, nicht wahllos, aber zumindest mit dem Eindruck, dass er sich dabei gedacht haben muss, da ist noch eine Lücke, da packen wir noch eins rein. Es wirkt alles ein bisschen lieblos. :gemein:

  • Den Imbisswagen find ich gar nicht mal so daneben. Zumindest ist es eine Verbesserung zum vorherigen Wagen, dem man sein Alter leider schon sehr arg angesehen hat. Allerdings hätte man da trotzdem mehr machen können. Man dachte sich wohl, dass sich für einen Imbisswagen ein größerer Aufwand nicht lohnt. Kommt einen zumindest so vor.


    Richtig schlimm ist tatsächlich Assepoester. Das Gebäude ist so unauffällig, dass es wohl viele übersehen. Du hast ja eh schon beschrieben warum es nicht nach Efteling passt und das fällt halt leider wirklich auf.

    Innen die Szenen gefallen mir dagegen schon. Besonders wie das Kleid dann anfängt zu funkeln find ich immer wieder schön. Vielleicht mag ich aber das übertrieben-romantische bei Märchen. Die Tauben die durch den Hintergrund fliegen sind aber dann doch etwas to much. Was aber schön sind, sind die vielen Tiere seitlich, bei denen man wieder länger hinsehen muss, um alle zu sehen.

  • Nunja, es braucht ja auch Talent und Augenmaß. Unter Piecks Aufsicht wäre es sicher nicht so kitschig geworden, sondern märchenharft-verträumt, romantisch halt...


    Aber machen wir mal weiter, wo wir stehengeblieben waren: bei den verschiedenen Designern. Denn ein paar davon können es wirklich, dürfen es aber zu wenig. Und wenn man sich mit Könnern wie Sander de Bruijn oder Jeroen Verheij beschäftigt, wird auch schnell klar, warum sie den Stil beherrschen. Der eine mehr den von Pieck, der andere eher den von van de Ven. Beide sind nämlich schon lange vor ihrer Arbeit beim Park große Fans gewesen. Beide haben in Jugendjahren als Saisonkraft im Park gearbeitet.


    Bei Verheij geht das Interesse noch viel weiter, denn er hat als Jugendlicher gemeinsam mit einem Freund den ersten Efteling-Fanclub gegründet, sogar mit einer eigenen monatlich erscheinenden Zeitschrift voll Informationen über Efteling, Spekulationen und auch Zeichnungen, größtenteils aus eigener Hand. Die Efteling-Fanclub-Geheimsprache übrigens findet man heute rund um Symbolica als Rätsel, oder als sybolicanische Beschriftungen und Hinweisschilder im Darkride selbst.


    Wer also schon früh eine Bindung zum Park aufgebaut hat, hat es offensichtlich leichter, sich und seine Entwürfe im Hausstil wiederzufinden. Auf die beiden trifft das wahrlich zu. Sander de Bruijns Meisterstück findet man im Märchenwald in Form der Sechs Schwäne. Jeroen Verhej ist verantwortlich für die Umgestaltung der Game Gallery, deren Figuren und Zeichnungen, Schilder und Dekorationen die Kraft und den Humor van de Vens atmen. Von ihm stammt aber auch die Erweiterung des zu Frau Boltes Küche umgebauten Steenbock in Form eines Hühnerstalls und der Entwurf für die Bäckerei Krümel.


    In dieser Riege sehe ich auch Olaf Vugts, den Bauleiter Symbolicas, der es geschafft hat, auch die Ideen der weniger stilsicheren Designer für die verschiedenen Szenen in dem Darkride harmonisch mit dem Hausstil zu verschmelzen. Solche eine harmonisierende, kontrollierende Hand hat bei Max und Moritz leider gefehlt. Auch da hat neben dem Hauptteam aus Willemen und Robert-Jaap Jansen noch eine ganze Reihe Kollegen die Hand mit im Spiel gehabt, was man allerdings auch an den vielen oft nicht schlüssig ins Gesamtbild passenden Umsetzungen sieht.