• Kein Thema in Efteling könnte gleichzeitig so unscheinbar und bedeutend zugleich sein, wie die überall im Park erklingende Musik.:musik2:Ob es nun die musikalischen Fliegenpilze sind, die Melodien der roten Schuhe, der Swing der magsichen Uhr oder die jazzigen Klänge der Indischen Waterlelies. Über all spielt Musik eine Rolle. Und mit dem, was ich da bisher genannt habe, sind wir noch ganz am Anfang dessen, was man zur Musik und ihrem Einsatz in Efteling sagen kann.


    Und genau das möchte ich im Laufe der Zeit hier in diesem Thread tun: euch eure Ohren spitzen und euch durch die musikalischen Welt der Wunder führen.


    Den Auftakt macht natürlich der Märchenwald. Was auch sonst :dance3:? Denn wo kein Märchenwald, da kein Efteling. Und auch wenn es heute ja völlig normal ist, dass man auf allen Wegen und Plätzen beschallt wird, waren die musikalischen Fliegenpilze 1952 völlig neu und innovativ. Nicht nur in ihrer Beschallung, sondern vor allem in all den technischen Herausforderungen, die ihre Unterbringung im Sprookjesbos mit sich brachten, vor allem, was das Wetter anging.


    Auch bereits seit der Eröffnung erklingt auf dem Herautenplein "By the sleepy Lagoon" und ist heute fest mit dem Park verbunden. Es ist so sehr nicht nur Teil des Märchens rund um die Prinzen und ihre magische Uhr, dass sie die Atmosphäre des gesamten Platzes bestimmt und so mit dem Froschkönig auch für Aquanura übernommen wurde.


    Mit dem ersten deutlich größeren Märchen ziehen gleich fünf Nationen in den Park, und musikalisch wird es Deutsch mit einem Hauch peruanischer Exotik, wenn ein belgisches Märchen über indische Seerosen ein niederländischer Hit wird. African Beat heißt die Nummer vom deutschen Komponisten Bert Kämpfert, die einem bis heute unwiderstehlich in die Beine fährt und es wirklich schwer macht, still stehen zu bleiben, während man dem Tanz der Sternenfeen zusieht. Den zauberhaften Gesang der Hexe steuert die peruanische Sängerin Yma Sumac bei. :diva:


    Eine ganz andere Form der Musik war in der Zwischenzeit aber auch schon in den Park eingezogen und wird meinen nächsten Beitrag hier einleiten...

  • :upsidedown: Frag mich mal nach meinem Musikarchiv... und da finden sich nicht nur die Klassiker, sondern auch diverse Geräuschspuren aus Attraktionen, unterschiedliche Versionen, die im Laufe der Zeit zu hören waren und :musik1: sogar ein paar Demoversionen. Da hat sich in den inzwischen 69 Jahren auch eine ganze Menge angesammelt.

  • Eine ganz andere Musik, fast schon fremd in unserer digitalen Welt und doch irgendwie zeitlos schön, kommt eher unbewusst in den Park. So eine Art blinder, aber sehr lautstarker Passagier. Den größten Einfluss hat sie auf dem Anton Pieckplein oder auch im Carouselpaleis. Kaum jemand kann dem nostalgischen Charme einer Kirmesorgel widerstehen.


    In Efteling finden sich davon gleich mehrere, zum Teil über 100 Jahre alt. So erklingt seit 1955 eine alte, von Anton Pieck umgestaltete Drehorgel, die zuvor schon Jahrzehnte als De Pelikaan durch die Niederlande zog über den PLatz. Sie wurde in Efteling Teil des Anton Pieck Karussells. An der Vermolenmolen erklingt eine ähnlich alte Orgel von Carl Frei, der sein Handwerk beim weltberühmten Orgelbauer Gavioli gelernt hat. Dessen Orgel aus dem Jahr 1895 findet man im Carouselpalais.


    Außerdem steht noch eine Orginal Drehorgel im Obergeschoss des Panorama Restaurants im sogenannten VIP-Raum, der intern genutzt oder für Feste gemietet werden kann. Die Wellershaus-Orgel, ein deutsches Fabrikat, kam 1978 mit der Fietsmolen (Fahrradkarussell) in den Park. Das Karussell gibt es längst nicht mehr, die Orgel aber blieb erhalten, auch wenn sie nur noch der Dekoration dient.


    Die Orgeln wurden immer wieder repariert und sogar vollständig überholt, was zum Beispiel bei der Carl Frei Orgel zu einer 30%igen Verbesserung der Lautstärke führte. Die Orgel hatte einige Schäden durch rottendes Holz, sogar ein Vogelnest wurde einmal in ihr gefunden. Seit der Renovierung klingt sie wieder weit über den Anton Pieckplein.

  • Bis aus Efteling wirklich ein Freizeitpark wurde, hat man sich ziemlich willkürlich bestehender Musik bedient, deren Melodien man passend fand. Die erste Attraktion mit einem eigens für Sie geschriebenen Soundtrack nach einer Idee von Toon Hermanns wird 1984 ausgerechnet Carnaval Festival, der bis heute berühmtberüchtigte Ohrwurm im unbeschreiblich aufwändigen Arrangement von Ruud Bos. Die Geschichte dazu und vor allem der Aufwand, die unterschiedlichen Länderversionen zu integrieren findet ihr im Thread zur Attraktion:


    Carnaval Festival


    Das ist also der Eintritt des ersten offiziellen Efteling-Komponisten in den Park. Und mit ihm kommen gleich ein paar der bedeutendsten Melodien in den Park. Gleich sein erstes Projekt wird eine ganze Suite aus insgesamt 5 Titeln, die uns bis heute auf unserer Reise durch die Welt von 1001 Nacht begleiten. Wie episch diese Musikstücke sind, geht bei der Fahrt meist unter, da man immer nur Teile davon hört und außerdem von all den Details viel zu abgelenkt ist, um die Musik wirklich bewusst wahrzunehmen. Wer die entsprechende CD zuhause hat, dem empfehle ich mal das Stück "Harbour" in voller Pracht zu genießen.


    Nicht alle Projekte gingen durch, so gibt es von Jungle Sinfonie, einer Animatronic-Show bis heute nur ein paar Demo-Aufnahmen und eine handvoll Skizzen. Und so sind es erst einmal kleinere Projekte, denen Bos sich widmet, so bekommen die Roten Schuhe und Zwan kleef aan neue Melodien verpasst. Das nächste große Projekt wartet aber schon, denn was wäre Droomvlucht ohne die bezauberndschönen, teils sphärischen Melodien? Auch hier hat Ruud Bos wieder 5 unterschiedliche Titel komponiert.


    Ganz unbestritten meine Lieblingsmusik aus seiner Hand ist die Onride-Musik von Villa Volta. Ich liebe dieses treibende Musikstück und vor allem den Einsatz der E-Gitarre zu Ende hin. Für die Fahrt ist es einfach perfekt umgesetzt. Und das trifft auch auf seine Musik für den letzten Soundtrack zu, den er für Efteling geschrieben hat. Niemand, der schon einmal auf dem Rücken des mächtigen Vogel Rok gefklogen ist, kann leugnen, dass der Onboard-Sound einfach perfekt sitzt.


    Und das liegt nicht allein an Ruud Bos, sondern vor allem an der Fähigkeit Lex Lemmens, die Fahrt exakt in Zeitablauf, Beschleunigung, Richtungswechseln und Bremsen wiederzugeben. Denn Ruud Bos wollte einfach nicht Achterbahn fahren. Das hat Lemmens für ihn getan und dabei die Zeit gestoppt und den Fahrtverlauf so genau beschrieben, dass Bos passend dazu eine Melodie komponieren konnte. Wer es heute erlebt, kann kaum glauben, dass der Komponist nicht selbst hundertfach mit der Achterbahn gefahren ist, um den Soundtrack so perfekt anzupassen und auf die Fahrt abzustimmen.


    Er bot Efteling im Jahr 2000 eine musikalische Untermahlung für den gesamten Park an, doch die kam bei Efteling offensichtlich nicht gut an, denn sie kam nie über eine Demo-Version hinaus und so dauerte es noch eine Weile, bis es die erste parkübergeifende Musik gab. Und das wird dann auch das Thema meines nächsten Beitrages hier...

  • Bei dem nicht selber mitfahren musste ich gleich an den Bayern-Park denken, als die elektrische Thematisierung dazu kam und die Soundsteuerung vom Boden aus den genauen Ablauf mit der Zeit stoppten. Also mitfahren muss man somit nie wirklich, um etwas anzupassen ;)


    Was mich eher gerade wundert ist, dass der erste eigene Soundtrack doch erst recht spät komponiert wurde. Hätte damit schon viel eher gerechnet.

  • Na, um ein Musikstück zu komponieren, das die Fahrt widerspiegelt, macht es schon Sinn, wenn man die Fahrt mal selbst erlebt hat. Gerade weil der Zug ja nicht wie in einem Darkride eine konstante Geschwindigkeit einhält. Und auch das muss sich ja in der Musik wiederfinden.


    Ja, es ist wirklich spät für eigene Musik, aber auch zuvor hat man ja nicht wirklich unbearbeitete Musik genutzt. Es waren bekannte Melodien, die Efteling aber neu arrangiert und eingekürzt hat. Oder auch zu einer Endlosschleife verlängert hat, wie zum Beispiel bei den musikalischen Fliegenpilzen.


    Auf einzelne Lieder werde ich später noch eingehen. Ich hab das Spookslot nicht ohne Grund erst einmal übergangen :waiting:

  • Nachdem Ruud Bos mit seiner Parkmusik keinen Erfolg hatte, blieb das Vorhaben ersteinmal auf Eis gelegt. Inzwischen kam ein anderer Komponist in Berührung mit dem Park. Zu diesem Zeitpunkt plante Efteling zusammen mit dem WWF eine Attraktion, die letztlich als Pandadroom mit der durch Maarten Hartveldt komponierten Musik 2002 eröffnet wurde. Während dieser Arbeit lernte Hartveldt den Designer Michel den Dulk kennen und die beiden wurden schnell Freunde.


    So kam es dann auch, dass Maarten Hartveldt die Musik für das von den Dulk geplante Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzchen komponieren sollte. Und niemand der das Märchen im Sprookjesbos einmal gesehen hat, kann von sich behaupten, dass ihn die Musik nicht ergriffen und zutiefst berührt hat. Das führte dann letztlich dazu, dass man Hartveldt bat, ein Konzept für eine umfassende Parkmusik zu erstellen. Von Seiten des Parks her wurde das Projekt ausgerechnet von Karel Willemen betreut, was dazu führte, dass man in der Sache nicht wirklich weiter kam. Erst als den Dulk die Aufgabe in die Hand nahm, entstand die wahrscheinlich epischste Parkmusik, die Efteling in seiner inzwischen 69jährigen Geschichte je hatte.


    Von 2005 bis 2017 erklangen die aufwändig orchestriertren Musikstücke in den Reichen des Parks, auf dem Parkplatz und im Haus der Fünf Sinne. Die Autorenrechte blieben bei Hartveldt, so dass es im Park keine CD mit seiner Musik zu kaufen gibt, man bekommt sie aber über Spotify und als Download bei amazon und ich kann jedem nur raten, sie zu kaufen. Für mich ist es nicht nur die lange Version der Musik zum Mädchen mit den Schwefelhölzern, weshalb ich die Titel in meiner Playlist auf Dauerschleife habe. Gänsehautgarantie gibt es auch bei den Titeln zum Anderrijk und dem Ruigrijk. Die absolut epischste Stelle gibt es aber im Titel zum Haus der fünf Sinne, wenn neben Streichern und Bläsern auch noch ein riesiger Chor erklingt.


    Mit dem Weggang von Michel den Dulk schlief auch die Verbindung zum Park ein und als es um Musik für die nächste Attraktion des Parks ging, fragte man einen anderen Komponisten. Hartveldt komponierte auch die Musik für Abenteuer Atlantis (Michel den Dulks Arbeit für den EP) und auch die erste Parkmusik des Toverlandes stammt aus seiner Feder. Beides wurde leider inzwischen durch IMAscore-Kopien ersetzt, deren musikalische Qualität leider gar nicht an die von Hartveldt (oder einem der anderen hier erwähnten Komponisten) heranreicht.


    Und noch eine kleine Anekdote gibt es hier zu berichten: Maarten Hartveldt hatte in seiner Jugend eine Band, die sogar einen Plattenvertrag bekommen hatte. Arrangeur der Band war Ruud Bos.

  • Die Rechte für die Parkmusik liegen beim Komponisten Hartveldt. Der Park hat die Aufführrechte überlassen bekommen, aber durfte die Lieder nie auf CD herausbringen oder verkaufen. Was auch ein bisschen damit zu tun hat, dass man schlecht verhandelt hat. Hartveldt hat für seine Arbeit nicht so unglaublich viel Geld bekommen, dafür hat Efteling es versäumt, sich umfassende Rechte für die Musik zu sichern. wie gesagt, wurde das Projekt von Karel Willemen betreut. Mehr sollte ich dazu eigentlich nicht sagen müssen... :ninja: