Farb- und Formensprache - Das Geheimnis hinter dem typischen Efteling-Look

  • Ich hatte ja gesagt, ich schaue mal nach Bildern und ich habe tatsächlch ein paar gefunden. Das erste ist eine Illustration aus den Märchen von 1001 und stellt einen Djinn dar.



    Dagegen wirkt der Djinn aus Fata Morgana geradezu harmlos und vor dem gruseln sich schon einige Menschen. Dagegen wirkt der Zyklop aus dem Epos rund um den Helden Odysseus geradezu liebenswürdig:



    Aber auch dem möchte man als gigantischem Animatronic nicht in einem Darkride begegnen. Zumindest nicht ungewarnt. Und auch die Dämonen und Teufel, übrigens tatsächlich eher kinderfreundliche und harmlose Varianten, von dem was Pieck sonst noch so gezeichnet hat, aus "Dulcos geflügelten Träumen" würden sich in einer Geisterbahn ganz gut machen.



    Und das Dunkle, Bedrohliche liegt Pieck ja eh. Sein Entwuf und seine Idee für eine Achterbahn war die Reise in einem Hexenkessel. So ist auch das Projekt damals bezeichnet worden. Die Idee war sehr fortschrittliche, denn damals gab es im Grunde so etwas wie thematisierte Achterbahnwagen nicht.

  • Etwas das mindestens so typisch für Efteling ist, wie die Pieckfarben, ist der Umgang mit Wörtern. Sehr zum Verdruss diverser Lehrervereinigungen hat Efteling einen Schreibstil entwickelt, der der Rechtscheibung der niederländischen Sprache in Teilen weit abweicht. Ich werde hier nicht ins Detail gehen, da kaum jemand das verstehen würde, der nicht niederländisch spricht.


    In erster Linie geht es um einen übermäßigen Gebrauch von Leerstellen zwischen Wörtern, die eigentlich zusammengeschrieben werden und um historisierend anmutende Wortendungen und Wörter, aber auch um veraltete Schreibweisen und - gerade im Zusammenhang mit den im Park immer wieder verwendeten Sprüchen in Reimform - eine fast beliebige lautmalerische Anpassung von Wörtern.

  • Beispiele finden sich quasi überall. Auf vielen Souveniers zum Beispiel. So gibt es von Klas Vaak ein "Nacht Lampje", das man eigentlich "nachtlampje" schreiben würde. An den Brunnen mit Trinkwasser findet sich oft ein Schild mit der Aufschrift "Drink Water" obwohl man eigentlich "drinkwater" schreiben würde. Dann die ganzen Bezeichnungen für zum Beispiel Gebäude mit der Endung Huys statt "huis"...


    Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen.

  • Neben dem typischen unverkennbaren Look mach aber noch etwas anderes die Magie des Parks aus und das ist seine relative Beständigkeit, der Unterhalt, die Pflege auch ältester Attraktionen. Das sorgt nämlich dafür, dass (vor allem die Niederländer) dort ein generationenübergeifendes Gefühl der Vertrautheit erfahren und teilen können. Besonders schön in Bilder gefasst durch einen Bericht bei Omroep Brabant:


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    Diese fitte Dame hat schon seit der Eröffnung regelmäßig Efteling besucht und hat auch Fotos davon mitgebracht, von sich, dann mit Ehemann, mit Kindern, den Enkeln... 70 Jahre Lebensgeschichte, immer auch verknüpft mit Efteling, Familiengeschichte in Eftelingfotos.


    Versucht das mal mit Bildern aus dem Phantasialand... da hat jede Generation einen völlig anderen Park erlebt und kann nicht wirklich ein gemeinsames Erlebnis teilen. Und in Efteling geht das ja nicht alleine durch die eigene Familie, fast jeder Niederländer teilt das Erlebnis eines Eftelingbesuchs, selbst die lokalen Prominenten der Niederlande gehören mit in diese "Eftelingfamilie". Jeder hat natürlich "seinen" Heimatpark, sei es nun Slagaharen, Plopsa oder einer der vielen kleineren Freizeitparks, aber alle gemeinsam haben Efteling.

    • Offizieller Beitrag

    JA, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Und daher gibt es auch so große Aufschreie, wenn eine bestehende Attraktion abgerissen werden soll - siehe Spookslot. Und ebenfalls ja, dein Beispiel mit dem PHL habe ich selbst in Erinnerung. Es gibt von mir Bilder aus 1981 auf der Bottichfahrt und vom Biene Jana Karussell, 1988 bei 1000 und 1 Nacht und aus der Westernstadt. 1997 von der Bergbahn. Ich mag mich auch noch irgendwie daran erinnern, dass es eine Kinokuppel gab und das irgendwo "etwas weiß" war für die weißen Tiger. Nichts, aber auch überhaupt nichts davon ist heute noch irgendwie vorhanden. Meine Kinder kennen erst alles ab Tikal..... keine wirkliche Grundlage für eine gemeinsame Erinnerung.

  • Genau das ist das Problem. Wenn ich meinem Neffen vom Phantasialand meiner Jugend erzähle, dann findet er davon heute gar nichts wieder. Selbst bei Attraktionen, die tatsächlich schon Jahrzehnte im Park stehen, ist das Erlebnis grundverschieden. Ich kann mich noch an die Eröffnung vom Space Center erinnern, für ihn ist das ein langweiliger VR-Coaster, für mich war das ein Abenteuer in den Weiten des Weltalls. Ich bin die Colorado Adventure schon vor ihrer offiziellen Eröffnung gefahren, da ging es noch durch die Weiten der Prärie und nicht durch eine verlassene rostige Lagerhalle. Wir reden vom selben Park und für den jeweils anderen hört es sich so an, als wäre das ein vollkommen anderer Ort.


    Und das hast du in Efteling halt nicht. es muss in den Niederlanden Millionen Fotos von Kindern auf den Musikpilzen im Märchenwald geben, jeder muss mindestens eins von sich selbst auf dem Pilz haben, eins von seinen Kindern, Enkeln, der ganzen Familie. Und jeder, der eines dieser Fotos sieht, weiß auf den ersten Blick ganz genau, wo die Aufnahme gemacht wurde, wie es sich anfühlt dort zu sein, kann sofort schöne Erinnerungen teilen, die jeder nachempfinden kann. Weil man selbst ja auch diese Erinnerungen hat. An eine Fahrt im Stoomtrein, an den Tag, an dem man bei Pirana klatschnass geworden ist (oder im Gegensatz zu seinen Begleitern knochentrocken geblieben ist), an die erste frische Stroopwaffel, dass erste Mal durch das Haus der fünf Sinne gehen...


    Und es ist ja nicht so, als hätte sich in Efteling in den 70 Jahren nicht auch viel verändert! Man denke nur an das Schwimmbad, die Ruderboote, die Kanus... Holzachterbahn Pegasus, die ferngesteuerten Bootmodelle... Bei meinem ersten Besuch sah es dort noch vollkommen anderes aus, der Eingang lag dort, wo heute Ravelijn steht, dei Attraktionen im Wald verteilt musste man noch suchen. Die gerade neu eröffnete Fata Morgana lag damals im allerhintersten Teil des Parks, am Ufer des Rudersees am weitest vom Parkeingang entfernten Punkt des Parks. rund um die Gondoletta sah es aus wie auf dem Keukenhof, alles voller bunter Blumen in großen monochromen Blumenfeldern, am Vonderplas gab es noch den namensgebenden Holzsteg, der zu einem kleinen Piekschen Häuschen für den Ruderbootverleih auf einer kleinen Insel reichte und an dem die Boote vertäut lagen.


    Und trotzdem, durch die klare Farb- und Formensprache blieb das Eftelinggefühl auch über all diese Veränderungen hinweg immer gleich. (Deshalb jammere ich für viele ganz unverstädnlich auch so sehr über den Abriss von "De Seylend Fregat") Der Park hatte ein komplett homogenes Erscheinungsbild, Gebäude mit gleicher Aufgabe hatten auch ein weitestgehend gleiches, leicht erkennbares Aussehen, das hat sich über diese Jahrzehnte nicht verändert, doch es droht gerade durch den Übergang zur Bildung umfassender Themenbereiche zu verschwinden. Die wirklich klassichen Formen finden sich mehr und mehr nur noch an den Attraktionen aus der Ära Piecks und auf dem Anton Pieckplein, generell vor allem im Marerijk.


    Solange die Themenbereiche sich an die Farb- und Formensprache der pieckschen Schule halten, bleibt der Park ein stimmiges Gesamtprodukt mit unverkennbar eigenem Charakter, aber für mich waren es tatsächlich gerade diese "Zweckbauten" wie Kioske, Snacks oder Souvenirstände, die den Charme des Parks ausmachten. Sie passten im Design nicht immer zu den benachbarten Attraktionen, aber sie hielten dadurch als verbindendes, wiederkehrendes Element den gesamten Park zusammen. Ein einstöckies kleines Gebäude mit großen Fenstern, einer (oder mehrerer) zentraler Luke und jeder wusste sofort, dass er da seine Pommes, seine Zuckerwatte oder ein Eis bekommen konnte.


    Mit den neuen Unox-Ständen im Park geht man ja gerade wieder genau in diese Richtung. Unverkennbar Pieck, unverkennbar Efteling, zweckmäßig, eindeutig identifizierbar und beruhigenderweise komplett in der allseits bekannten Kombination aus Farben und Dekorelementen.

    • Offizieller Beitrag

    Bilder von Kindern auf Musikpilzen? Keine Ahnung, was Du meinst.....

    :lol:

  • Wenn man echter Efteling-Fan ist, dann gibt es an jedem Montag Morgen einen festen Termin. Dann erscheint nämlich die jeweils neue Folge des Pod-Casts "kleine Boodschap", dem Podcast rund um Efteling. Inzwischen nähern wir uns der 300. Folge und die bisherigen über 280 Folgen stecken voller Geschichten. Erinnerungen und Anekdoten, Interviews mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern (darunter Lex Lemmens, Michel den Dulk, Dré Broers etc.). Ich lausche dem sehr gerne, auch wenn ich meist nicht schon am Montag die Zeit dazu finde, und Zeit braucht man, denn so eine Folge geht auch leicht mal über 2 Stunden, überschreitet auch schon einmal die Marke von 3 Stunden. Und selbst über ein solches Nischenthema wie "die schönsten Schilder" in Efteling schaffen es die beiden Moderatoren fast anderthalb Stunden zu diskutieren.


    Und ja, auch die Schilder gehören zu diesem visuellen Erbgut, aus dem sich der Hausstil bildet. Denn auch in den Schildern findet man sofort die typsiche Kombination aus Formen und Farben, aus Schnörkeln, Schriftarten und Materialien, die so prägend für Efteling sind. Das erste Schild, dass einem da in den Sinn kommt, dürfte das am Eingang zum Märchenwald sein, dieses Reliefbild mit all den Figuren. Doch es geht eigentlich mehr um die gemalten Schilder mit Namen, Richtungen oder auch Anweisungen, wie man sie überall im Park findet. So zum Beispiel bei einigen Märchen, wie Hänsel und Gretel, dem Papagei oder dem Kabouter-Dorf, wo sie darauf hinweisen, wie man Dinge in Aktion setzen kann.


    Gerade am Anton Pieckplein trifft mana uch zahlreiche Schilder, die einfach auf Namen von verschiedenen Gastronomieangeboten verweisen. Aber man findet auch wieder Schilder wie das des gestiefelten Katers oder der Adelinegfiguren mit Zuckerwatteperrücken. Die aufwändigsten und gestalterisch schönsten Schilder kann man aber in der Game Gallery bewundern. Wenn man hier ins Detail ginge, ließen sich damit sicher meherer Seiten füllen.